Verschiedene Pole prägen meine Musik: Das Bekenntnis zur Verwurzelung in der europäischen Musiktradition, die Neugier auf das Entdecken eigener Wege, die gelassene Haltung, nicht mit Gewalt "das Neue, nie Gehörte" erfinden zu müssen, gleichzeitig das Vertrauen darauf, dass sich die Musik aus so vielen Parametern zusammensetzt, so dass mindestens ein Partikel eines Stückes neu, unerhört, eigen sein kann, auch wenn andere wiederum vertraut erscheinen. Ferner habe ich die Überzeugung, dass, wer heute Musik schreibt, kein einziges musikalisches Mittel auszuklammern braucht; keine Herangehensweise, kein Material, keine Technik muss ideologisch verteufelt werden, denn all dies gewinnt seinen Sinn oder Unsinn daraus, welchen Zusammenhang der schöpferische Geist stiftet. Tonalität und Konsonanz sind meines Erachtens nicht per se abgegriffen (wie einige Komponistinnen und Komponisten auch heute immer wieder überraschend zu beweisen in der Lage sind). Genauso wenig wie ein tonloses Geräusch Garant für avantgardistische Glaubwürdigkeit ist (ein Trugschluss wiederum, dem nicht wenige zeitgenössische Komponisten aufsitzen, die sich allein deshalb ethisch-künstlerisch abgesichert wähnen, dass sie bestimmte Techniken verwenden, auch wenn sie nicht in der Lage sind, ihnen einen Mehrwert über die bloße Interessantheit oder gar den simplen Effekt hinaus einzuimpfen). Beide Elemente - die Suche nach einer Tonalität, die das Zeitgenossentum nicht leugnet, sowie die ins Geräuschhafte sich verlierende Kehrseite des traditionellen Wohlklanges - finden in meiner Musik ihren Platz, dabei in der Regel nicht als plakativ-effektvoller Gegensatz, sondern als Extreme eines Kontinuums feiner Mischungen und Abstufungen. Dasselbe gilt für mein Empfinden von Konsonanz und Dissonanz. Ich fühle mich nicht der Verantwortung entzogen, abzuwägen, in welchem Verhältnis Mittel und Aussage einer Komposition zueinander stehen. Wichtig sind mir eine konsequente Haltung und schlüssige Ästhetik, die das Abrutschen in Beliebigkeit verhindern.